Montag, 5. November 2007

Nur noch einmal schlafen!

Hallo!

Just in diesem Moment befinden wir uns auf unserer letzten längeren Fahrt in den US von A, nämlich von St. Louis nach Chicago, wo wir heute noch eine Nacht in einem Flughafen-Motel verbringen werden! Endlich, endlich geht’s morgen wieder nach Hause, weg von diesem kulturlosen, bösen Ort und den emotionslosen Lebensvampiren, die hier wohnen.
Nun haben wir kurz nach unserer Ankunft noch von den freundlichen Amerikanern geschwärmt und deren zugänglicher Art. Doch nach 8 Wochen „How are ya today?“, „Have a wonderful day“ und „Thanks so much, guys!“ haben sie uns des Öfteren ihre Maske der Freundlichkeit gelüftet, um uns ihre wahrhaftigen Fratzen entgegenzustrecken.
Sowie zum Beispiel gestern in St. Louis! Nun, die Stadt ist wirklich nicht schlecht. Die Hauptattraktion, der Gateway Arch, ein silbrig glänzender Bogen am Mississippiufer, der die ganze Stadt sozusagen überragt, hat uns wirklich sehr gefallen und wir haben uns eine Weile wirklich am Anblick dieses „Dings“ erfreut und dazu noch das Farbenspiel der Herbstbäume beobachtet. Und auch das Kunstmuseum der Stadt in einem riesigen Park gelegen war eine feine Sache. Fast ein ganzer Stock wurde dort den Modernitäten gewidmet mit einem besonderen Augenmerk auf deutsche (!!) Künstler (Max Beckmamm, die Expressionisten, Gerhard Richter, Sigmar Polke und so). ABER! Die Amerikaner verstehen es einfach, einem den letzten Nerv und jegliche Besichtigungsfreude aus dem Körper zu saugen!
Angefangen schon beim Frühstück in einer „Bread Company“-Selbstbedienungsstätte. Das ganze Lokal war bevölkert von einem (oder mehreren) Mädchenfußballteams und deren Eltern, die ihren Konformismus so stolz spazieren trugen, dass man fast geneigt war, ihnen ihre Sportschuhe vom Fuß zu reißen, um ihnen damit mal so richtig zu zeigen, was Gewalt bedeutet. (A propos Gewalt, St. Louis ist fei die gefährlichste Stadt der ganzen USA mit den meisten Gewaltverbrechen! In einer Welle des Heimwehs sah jedoch ein Familienmitglied auch die guten Seiten dieses Zustands: „Sollen die Gangster doch nur kommen und mich in einer Seitenstraße abmurksen, dann muss ich es selber wenigstens nicht mehr tun.“ Aber soviel dazu.) Und wäre das nicht schon Grund genug für uns gewesen richtig zu lästern, hatte die unfreundliche Verkäuferin unsere halbe Bestellung falsch in ihren kleinen Computer eingetippt. So standen wir da, mit 4 (statt 2) grilled breakfast sandwiches (eine Perversität von Speise, wie sie sich nur von einem Amerikaner ausgedacht werden kann) und 4 ekelhaften Milchkaffees.
Nach dem Frühstück sollte sich unsere bereits angeknackste Stimmung jedoch weiter verschlechtern. Der Museumsbesuch war toll, aber bei der anschließenden Wanderung durch den Park musste uns wieder bewusst gemacht werden, wie ungemütlich die Amerikaner sind. Man stelle sich einen Teich vor, an dessen Ufer man sich Tretboote ausleihen kann und einen gastronomischen Betrieb, den wir als Café und Imbiss kategorisiert hätten. So setzten wir uns an einen der vier (!) freien Tische und harrten der Dinge, bis uns eine Angestellte des Etablissements fragte, mit welchen Recht wir hier säßen, wo wir doch keinen Tisch zugewiesen bekommen hätten und doch eine 45-minütige Wartezeit „to be seated“ bestehen würde. Des is doch grauslig, oder? Und das schlimmste ist ja noch, dass Anstehen und Warten für Amerikaner fast wie ein Fetisch zu sein scheint. In New Orleans standen sie zum Beispiel in Zweierreihe vor einem Café, um fürs Frühstück hingesetzt zu werden, diese gehirnlosen Lemminge.

Mei mei, nach diesen Hasstiraden (die ich ohne Probleme noch ausführlicher behandeln könnte) soll unser (so wies ausschaut) letzter Eintrag vor der Heimfahrt nicht so vernichtend ausfallen. Um noch mal die Kurve zu kratzen wollen wir uns noch einmal an all die schönen Dinge erinnern, die wir zu Hause vermissen werden und die Erlebnisse, die immer „in unseren Herzen weiterwohnen werden“. ... So, nachdem das getan wäre, weiter mit den Boshaftigkeiten :-)
Na, aber ehrlicherweise muss man schon sagen, dass Einiges hier nicht schlecht war: das Fernsehprogramm à wie wir ohne die ganzen Serien auskommen sollen, man weiß es nicht!, Brotpudding mit Schokosauce, billige, aber schöne Kleidung in allen Größen, einige schöne Steaks, Stardust (dabei handelt es sich jedoch nicht um bewusstseinsverändernde Drogen, sondern um delikate Kaubonbons), wunderbare Natur und tolle Nationalparks, ungesüßter Eistee, die Reisegesellschaft, der Pazifik, Picknicks, abendliches Biertrinken, städtisches Sightseeing und gemeinsames Lästern über lokale Gepflogenheiten. Naja, und ganz alle Ami waren dann auch nicht unerträglich :-)

Unsere 2 Monate on the road sind auf jeden Fall rasend schnell vorbeigezogen und es war schon eine feine Sache, unser Roadtrip. Natürlich haben wir uns auch über alle Neuigkeiten und Nachrichten von zu Hause gefreut, Danke!
Na dann sehen wir uns alle wieder in der Heimat! So Gott will...wenn irgendetwas schief gehen sollte, dann kommen wir hoffentlich wenigstens ins Fernsehen, das wäre natürlich auch was!

Zum letzten Mal senden wir euch Grüße aus Chicago,
die Marx-Familie

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